Lehmputz und Holz passen perfekt zueinander. Da eingebautes Holz mehr Feuchtigkeit enthält als ausgetrockener Lehm, entzieht dieser angrenzendem Holz die Feuchtigkeit und konserviert es so. Denn Pilze und Schädlinge können Holz erst ab einem bestimmten Feuchtegehalt zusetzen. Durch die Kombination der beiden Materialien können Fachwerkhäuser mehrere Jahrhunderte überdauern – aber auch moderne Holzbauten profitieren davon.
Als Untergründe sind zum Beispiel sägeraue Holzschalungen, alte Massivholz- bzw. Holzblockwände, aber auch modere Holzwerkstoffe wie OSB-Platten oder Holzweichfaserplatten geeignet.
Sägereaue Holzschalungen müssen trocken sein und dürfen nicht aufschüsseln. Idealerweise sind die Bretter nicht allzu breit und mit einem kleinen Spalt (nicht knirsch) verlegt, damit sie nicht aufschüsseln, wenn der nasse Lehmputz darauf aufgetragen wird. Denn nach dem Auftrag wird erst einmal das Holz dem Lehmputz etwas Feuchtigkeit entziehen, später, nach Trocknung, ist es anders herum.
Bei alten Holzblockwänden sollten eventuelle Ritzen erst mit Hanf ausgestopft werden. Ideal dazu ist z.B. loser Stopfhanf, der zu kleinen Zöpfen gedreht wird. Optional kann man diese Zöpfe dann auch in dünn angerührten Lehmputz tunken, um mehr Festigkeit zu erhalten.
OSB-Platten sind grundsätzlich auch als Untergrund für Lehmputze geeignet.
Holzweichfaserplatten sind als Untergrund geeignet, wenn Sie vom Hersteller als Innendämmung freigegeben sind. Hydrophobierte Außendämmplatten müssen in der Regel erst mit einer körnigen Putzgrundierung vorbehandelt werden, da sie nicht saugfähig sind. Hinweise dazu auch in der Rubrik Innendämmung.
Lehmputze benötigen griffige Untergründe. Aus diesem Grund ist auf sägerauem Holz, Vollholz- und Blockwänden sowie OSB-Platten das Aufbringen eines Putzträgers erforderlich.
Hierzu wird am besten Schilfstuckatur verwendet. Dabei handelt es sich um Schilfrohr, das mit einem verzinkten Draht so gebunden wird, dass jeweils ein Abstand von etwa 1cm zwischen den Halmen entsteht. Diese Schilfstuckatur wir am Draht auf den Untergrund getackert.
Anleitung zur Befestigung von Schilfstuckatur
Grundsätzlich sind auch andere Materialien wie Zieglrabitzgewebe oder Holzwollplatten als Putzträger geeignet, bei letzterem geht allerdings der direkte Kontakt von Lehm und Holz verloren.
Historische Techniken wie das kreuzweise Behauen des Untergrundes mit der Axt oder Aufnageln von Trapezleisten sind grundsätzlich auch denkbar, aber deutlich aufwändiger in der Ausführung.
Als erste Lehmschicht wird Lehmunterputz UP2 in einer Stärke von in der Regel ca. 15mm mit der Kelle oder der Putzmaschine aufgetragen. Der Auftrag kann auch nur mit 10mm oder bis zu circa 30mm Stärke pro Lage ausgeführt werden.
Ist ein stärkerer Auftrag erforderlich (z.B. zum Ausgleichen von Unebenheiten), so werden mehrere Schichten mit einer Dicke von jeweils max. 30mm aufgetragen. Die Einzelschichten müssen dabei jeweils abgetrocknet sein, bevor eine weitere Schicht aufgetragen werden kann.
Bei Holz- und Plattenuntergründen muss grundsätzlich ein Putzgewebe aus gestärkter Jute oder Glasseide eingebettet werden. Das Putzgewebe muss dabei im äußeren Drittel des Unterputzes liegen und an den Stößen gut überlappt werden.
Tipp: Unterputz an der Oberfläche etwas anziehen lassen, Putzgewebe auflegen und mit der Glättkelle in die Oberfläche einreiben. Die Putzschicht so trocknen lassen.
Vor dem weiteren Verputzen ist es nun wichtig, dass der Unterputz komplett austrocknet, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird.
Denn der Lehmunterputz kann durch geringes Schwinden beim Trocknen leichte Risse bekommen, diese sind völlig normal. Wird die nächste Schicht zu früh aufgetragen, werden sich diese Risse in die nächste Lage durchziehen.
Die Trocknung dauert je nach Witterung, Trocknungsmöglichkeit, Schichtstärke und weiteren Feuchtigkeitsquellen auf der Baustelle circa 2-4 Wochen. Eine Lehmputzschicht ist trocken, wenn sie eine einheitliche helle Farbe aufweist, wie das trockene Ausgangsmaterial.
Die trockene Unterputzschicht ist zunächst gut vorzunäßen. Dann wird Lehmoberputz OP1 mit einer Stärke von 3-5mm mit der Glättkelle aufgetragen.
Nach dem der Oberputz angezogen hat, die Oberfläche aber noch plastisch ist, erfolgt die Oberflächenbehandlung. Wird die Oberfläche mit dem Schwammbrett bearbeitet, bildet sich eine leicht körnige Struktur aus. Wird sie hingegen mit der Glättkelle oder japanischen Kellen verdichtet, entsteht eine sehr glatte, kompakte Oberfläche. Ebenso ist aber auch eine Waschlputzoberfläche möglich, indem man den Oberputz mit einer Mauererbürste bearbeitet.
Nach dem Abtrocknen des Oberputzes ist die Oberfläche mit einem weichen Besen abzukehren, um leicht lösliche Sandanteile zu entfernen.
Danach kann die Oberfläche mit einem Wandlasurbindemittel fixiert werden, wenn eine "rohe" braune Oberfläche gewünscht wird.
Soll die Oberfläche weiß oder farbig werden, so kann sie mit diffusionsoffenen Farben gestrichen werden. Atmungsaktivität ist wichtig, da sonst die positiven Eigenschaften des Lehms reduziert werden.
Ideal ist ein Anstrich mit der Levita Lehmfarbe oder dem Levita Lehmstreichputz, da diese auf das Putzsystem abgestimmt sind und die Lehmeigenschaften voll zur Geltung kommen.
Reine Kalk- und Kalkcaseinfarben sind ebenfalls gut geeignet.
Statt einem Anstrich kann man die Oberfläche auch mit einem weißen oder farbigen Lehmedelputz überziehen. Damit sind ganz besondere Oberflächen, z.B. durch Beimischen von Glimmer oder Perlmutt möglich.
Hinweis
Der vorgestellte Aufbau und die einzelnen Arbeitsschritte sind vereinfacht und nicht als lückenlose technische Anleitung zu verstehen. Es sind die geltenden technischen Datenblätter und allgemeine Bauvorschriften zu beachten. Lehmputz erfordert handwerkliches Geschick und Erfahrung, ist aber auch für den interessierten Laien erlernbar. Erfahren Sie mehr in unseren Seminaren.
Die gängigste Art Lehm in den Raum zu integrieren ist als Lehmputz. An Wand und Decke aufgebracht kann Lehmputz das Raumklima optimal beeinflussen, da er direkt an die Raumluft grenzt. Gleichzeitig kommt das Material auch optisch voll zur Geltung. Je nach Verarbeitung und Gestaltung lassen sich unterschiedlichste ästhetische Oberflächen erzielen – von gleichmäßig glatt bis plastisch modelliert, ob organisch runde Ecken oder klare Kanten, mit Lehm ist alles möglich.