Lehm ist ein Gemisch aus Sand, Schluff (sehr feinem Sand) und Ton. Ton stellt im Lehm das Bindemittel dar. Je nach Anteil und Art des Tones spricht man von magerem oder fettem Lehm (geringere oder höhere Bindekraft). Außerdem kann man Lehme nach Ihrer Entstehung (z.B. Lößlehm, Geschiebelehm etc) oder den enthaltenen Tonen kategorisieren. Es gibt unterschiedlichste Arten von Ton, die unterschiedliche Eigenschaften bewirken. So gibt es z.B. Tone, die für einen extrem starken Schwund bei der Trocknung sorgen. Diese sind für Lehmbaustoffe ungeeignet, finden aber dafür z.B. in der Keramik Anwendung. Für die meisten Lehmbaustoffe ist ein nicht zu magerer und nicht zu fetter Lehm mit geringem Trockenschwund und einer kontinuierlichen Korngrößenverteilung im Sand- und Schluffanteil geeignet.
Baustoffe, die Lehm als einziges Bindemittel verwenden nennt man „reine“ Lehmbaustoffe. Reine Lehmbaustoffe sind reversibel, das heißt man kann sie nach dem Austrocknen jederzeit wieder mit Wasser anlösen und bei Bedarf erneut verarbeiten. Zum Beispiel kann man einen reinen Lehmputz auch nach mehreren Jahren theoretisch von der Wand schlagen, mit Wasser aufrühren und erneut verarbeiteten. Diese Eigenschaft macht reine Lehmbaustoffe unbegrenzt lagerbar und recyclingfähig.
Lehm kann große Mengen an Luftfeuchtigkeit schnell aufnehmen wenn viel davon da ist, speichern, und später wieder langsam abgeben wenn die Luft zu trocken wird (z.B. nach dem Lüften). So wird die im Raum anfallende Feuchtigkeit zum Beispiel beim Kochen, Duschen oder auch aus der Atemluft zwischengespeichert. In Räumen in denen ausreichend Lehm verwendet wurde, liegt die relative Luftfeuchtigkeit in der Regel ganzjährig im Bereich von 40 - 60%. So wird ein sehr angenehmes Raumklima geschaffen, das zugleich optimal für die menschliche Gesundheit ist. Denn bei ca. 50% Luftfeuchtigkeit wird das Austrocknen der Schleimhäute verhindert, wodurch Erkältungen und Grippalen Infekten vorgebeugt wird. Zudem fühlt man sich in diesem Feuchtebereich einfach wohl. Lehm reguliert also die Raumluftfeuchtigkeit. Gleichzeitig ist er sehr diffusionsfähig.
Der Begriff „Lehmhaus“ ist nicht definiert. Da kein modernes Haus komplett aus Lehm gebaut wird, meint man mit Lehmhaus meist ein Gebäude, in dem besonders viele Lehmbaustoffe verbaut wurden, z.B. als Lehmputz, oder auch mit Lehmsteinen in den Wänden und Lehmschüttungen oder Lehmgrünlinge im Bodenaufbau. Wenn man möchte kann man den Lehm in einem „Lehmhaus“ auch sichtbar lassen, z.B. in Form von Sicht-Lehmsteinwänden oder braun belassenem Lehmputz.
Reine Lehmbaustoffe sind wasserlöslich und können somit im Prinzip mit Wasser angerührt und wieder verarbeitet (recycelt) werden. Alternativ kann man sie zum Bauschutt geben. Kleine Menge können einfach im Garten entsorgt werden.
Das Bindemittel im Lehm ist der Ton, daher könnte man Lehmbaustoffe auch als Tonbaustoffe, Lehmputz z.B. auch als Tonputz bezeichnen. Da es aber nicht nur auf den richtigen Ton sondern vor allem auch auf die im Lehm vorhandenen feinen Sande ankommt, hat sich eher der Begriff Lehmputz eingebürgert. Ein besonders hoher Tonanteil im Lehm ist auch eher von Nachteil, weil man diesen Ton dann noch mit sehr viel Sand abmagern muss, damit er verarbeitbar wird.